Kaum ist die erste Verliebtheit verflogen, ist alles wie beim letzten Partner: Er ist unordentlich, leicht reizbar, kümmert sich zu wenig um die Beziehung und seine Macho-Attitüde nervt. Statt am Wochenende mit ihr etwas zu unternehmen, sitzt er lieber mit seinen Kumpels in der Kneipe. Romantik? Fehlanzeige! Manche Menschen haben in der Liebe scheinbar kein Glück. Wir verraten, warum Frauen immer wieder auf denselben Männertyp hereinfallen – und wie man Amor auf die Sprünge helfen kann.
„Beim nächsten Mann wird alles anders!“
Der gute Vorsatz, es beim nächsten Mal besser zu machen, reicht leider nicht. Wer in Beziehungen immer wieder von Männern enttäuscht wird, fällt unbewusst in ein Beziehungsmuster aus der frühen Kindheit zurück. Besonders prägend sind die ersten drei Lebensjahre. Das von den Eltern erlernte Beziehungsverhalten wird in eigenen Partnerschaften wiederholt. Es ist vertraut und gibt Sicherheit. Daran halten Frauen fest, selbst wenn es mit negativen Erlebnissen, Erniedrigungen und Schmerzen verbunden ist.
Frühkindliche Prägung als Muster späterer Liebesbeziehungen
Das Kind erfährt in der Regel Zuwendung durch die Eltern. Sie stellen die wichtigsten Bezugspersonen dar. Ihre Verhaltensweisen und Reaktionen entscheiden mit darüber, wie der erwachsene Mensch im späteren Leben eigene Beziehungen gestaltet.
‐ Lisa Fischbach (Diplom-Psychologin) ‐
Fachleute unterscheiden vier Grundmuster:
- sichere Bindung (55 %)
- unsicher-vermeidende Bindung (25 %)
- unsicher-ambivalente Bindung (15 %)
- desorganisierte Bindung (5 %)
1. Sichere Bindung
Gelingt in den ersten Lebensjahren die sogenannte „sichere Bindung“ zwischen Eltern und Kind, entwickelt das Mädchen ein gesundes Selbstwertgefühl. Es wird geliebt und bekommt Bestätigung. Aufgrund dessen ist auch die erwachsene Frau fähig, tragfähige, gleichberechtigte Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Natürlich ist das kein Garant für eine glückliche Partnerschaft. Dass sie immer wieder an den Falschen gerät, ist bei dieser Prägung allerdings nicht zu erwarten.
2. Unsicher-vermeidende Bindung
Bringen Eltern ihrem Kind wenig Liebe und Zuwendung entgegen, entwickelt es eine „unsicher-vermeidende Bindung“. Die ersehnte Bestätigung, der benötigte Schutz und Trost bei Sorgen bleiben aus. Aus der Not heraus lernt das Mädchen, seine Bedürfnisse zu unterdrücken. Stattdessen holt es sich Bestätigung durch Leistung. Es ist scheinbar unabhängig. Schwächen lässt es sich nicht anmerken. Es sehnt sich aber dennoch nach emotionaler und körperlicher Nähe.
Bindungsangst ist das Resultat derartiger Beziehungserfahrungen. Eine Frau mit diesem Beziehungsmuster hält sich für nicht liebenswert. Sie verliebt sich bevorzugt in Männer, die selbst Probleme mit Bindungen haben. Die Anziehung funktioniert nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Dahinter steckt die Angst, eingeengt, enttäuscht oder verlassen zu werden. Eine selbsterfüllende Prophezeiung, die die Frau mit ihrer Männerwahl ungewollt selbst hervorruft.
3. Unsicher-ambivalente Bindung
Eine „unsicher-ambivalente Bindung“ entsteht, wenn das Mädchen keine stabilen, berechenbaren Beziehungserfahrungen macht. Mal verhalten sich die Eltern liebevoll, interessiert und gewähren die ersehnte Zuwendung. Mal verweigern sie die Erfüllung dieser Bedürfnisse. Der Grund dafür ist für das Kind nicht durchschaubar. Das führt dazu, dass das Mädchen sich nicht auf die Zuwendung verlassen kann. Es fühlt sich nicht bedingungslos geliebt. Um die Aufmerksamkeit ihrer Bezugspersonen zu bekommen, muss es sich bemerkbar machen. Also sucht das Mädchen unablässig die Nähe der Eltern, versucht, ihnen alles Recht zu machen und klammert. Die Liebe muss immer wieder aufs Neue bestätigt werden.
Als erwachsene Frau macht sie sich aufgrund dieses Beziehungsmusters möglicherweise von Männern zu abhängig. Durch ihre Verletzlichkeit und Aufopferungsbereitschaft ist sie einerseits leicht auszunutzen. Andererseits hinterfragt sie unablässig die Motive und Gefühle ihres Partners und glaubt nicht daran, tatsächlich geliebt zu werden.
4. Desorganisierte Bindung
Die schlimmsten Auswirkungen hinterlässt eine „desorganisierte Bindung“: Wächst ein Kind mit Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen auf, leiden die Eltern an psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Borderline und Psychosen, oder an Süchten, wie Alkoholismus, entwickelt sich ein ungesundes Bindungsverhalten. Das Mädchen sucht einerseits den Schutz der Erwachsenen, andererseits erlebt es Beziehungen als verletzend.
Dementsprechend entsteht bei der erwachsenen Frau die Befürchtung, Nähe durch Schmerz erkaufen zu müssen. Schlimmstenfalls gerät sie immer wieder an brutale, lieblose Männer, die sie schlecht behandeln.
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Geringes Selbstwertgefühl als Beziehungskiller
Negative Beziehungserfahrungen durch emotionale Vernachlässigung, Zurückweisung oder sogar Misshandlung verhindern, dass ein Kind ein gesundes Selbstwertgefühl entwickelt. Das Urvertrauen ist gestört. Normalerweise wird es in den ersten Lebensmonaten ausgebildet. Es ist die eigentliche Basis für die Liebesfähigkeit eines Menschen. Hauptaufgabe der Eltern ist, dafür zu sorgen, dass das Kind Vertrauen in sich, seine Fähigkeiten und seine Mitmenschen entwickelt. Fehlt diese Geborgenheit, ist die Psyche des Menschen durch ein geringes Selbstwertgefühl geprägt. Um wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, bringt dieses Kind Höchstleistungen. Es übernimmt Verantwortung oder glänzt durch gute Noten. Die eigentliche Wunde wird dadurch allerdings nicht geschlossen.
Eine Frau, die scheinbar immer an den falschen Mann gerät, hat häufig leidvolle Kindheitserfahrungen hinter sich. Sie ist im tiefsten Inneren von ihrer Wertlosigkeit überzeugt. Gleichzeitig sehnt sie sich nach Liebe. Sie wählt immer wieder Männer mit Bindungsangst oder anderen emotionalen Problemen. Dadurch wiederholt sich das ihr vertraute Muster: Sie kämpft durch Leistung um Anerkennung um Liebe und Zuwendung. Er enthält ihr genau das vor. Also bemüht sie sich noch mehr um seine Aufmerksamkeit. Dahinter steckt die Angst, verlassen zu werden. Er fühlt sich belagert und zieht sich weiter zurück. Ein Teufelskreis.
Die Anziehungskraft der Gegensätze
Einem alten Sprichwort nach ziehen sich Gegensätze an. Viele Menschen suchen ein Pendant mit genau den Eigenschaften, die ihnen selbst fehlen. Die Stille wählt einen Kommunikativen. Die Chaotin sucht einen Ordnungsfanatiker. Die Extravertierte einen Zurückhaltenden. Die romantische Idee von Ying und Yang, die zusammen ein Ganzes ergeben, hat allerdings einen Haken: Spätestens wenn die rosarote Brille fällt, fangen die anfangs geschätzten Qualitäten des Partners an zu stören und die Partnerschaft zu belasten. Ohne ein gewisses Maß an Übereinstimmung funktionieren Liebesbeziehungen nicht auf Dauer.
Liebe als Perfektion
Liebesfilme und Romane legen die Messlatte hoch. Das führt zu übertriebenen Ansprüchen. Mr. Right soll durchtrainiert, gepflegt und attraktiv sein, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen und sie mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überschütten. Bei jedem Blick müssen Funken zwischen ihr und ihrem Seelengefährten sprühen, die erotische Anziehungskraft soll jede Sekunde greifbar sein. Ganz großes Kino eben.
Allerdings erzählen die meisten Filme und Bücher nicht von Liebe, sondern von Verliebtheit. Sie enden dort, wo in der Realität der Alltag erst noch anfangen muss. Den 100%ig perfekten Partner gibt es nicht. Erfolgreiche Partnerschaften basieren auf Kompromissbereitschaft. Eine zu extreme Anspruchshaltung kann dazu führen, dass potentiell gut geeignete Partner als ungeeignet aussortiert werden.
Was nicht passt, wird passend gemacht
Viele Frauen denken, dass sich der Mann an ihrer Seite ändern lässt und doch irgendwann ihrem Idealbild entspricht. Ein Irrtum. Wer mit dieser Einstellung auf Partnersuche geht, gerät zwangsläufig an den Falschen. Der Chaot wird nicht ordentlicher, der Stille nicht kommunikativer und der Macho kein Frauenversteher, nur weil sie sich das wünscht. Menschen ändern sich ausschließlich aus sich selbst heraus.
Das eigene Beziehungsmuster durchbrechen
Frühe Kindheitserfahrungen lassen sich nicht auslöschen. Aber man kann sie durch neue, positive Beziehungserfahrungen ergänzen. Will eine Frau sich aus dem Kreislauf von Verletzung, Entschuldigung und erneuter Verletzung befreien, hilft nur eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Mustern. Man muss sich diese Mechanismen bewusstmachen und durchbrechen. Gelingt dies nicht aus eigener Kraft, sollte ein Psychologe zurate gezogen werden.
Typische Themen in Beziehungen sind das Ringen um Nähe und Distanz, Dominanz und Unterordnung, Egoismus und Altruismus, emotionale Öffnung und Verschlossenheit. Ängste und Probleme ähneln sich häufig, genau wie die Trennungsgründe. Wer die zentralen Konfliktthemen analysiert, kommt an die Wurzeln des eigenen Problems.
- Worüber gab es in vergangenen Beziehungen Streit?
Ebenfalls hilfreich: der Vergleich von äußerer Erscheinung und Charaktereigenschaften ehemaliger Partner.
- Sehen sich die Männer aus gescheiterten Beziehungen äußerlich ähnlich?
- Ähneln sie sich in Bezug auf Ihre Verhaltensweisen?
- Was hat sie als Liebespartner anziehend gemacht?
Es lohnt sich eine Checkliste anzufertigen. Entspricht der nächste Mann wieder diesem Schema? Am besten sofort umdrehen und weitergehen! Er ist nicht der Richtige.
Das Wichtigste auf einen Blick
5 Gründe, warum Frauen an den falschen Mann geraten
- Fehlende Vergangenheitsbewältigung: Das in der frühen Kindheit erworbene Beziehungsmuster wird wiederholt.
- Geringes Selbstwertgefühl: Frauen denken, sie verdienen es nicht besser.
- Wunsch nach Vollständigkeit: Statt nach Gemeinsamkeiten wird nach Unterschieden gesucht.
- Bindungsangst: Um sich nicht binden zu müssen, wählen Frauen verheiratete Männer.
- Hohe Erwartungen: Kein Partner ist gut genug.
5 Dinge, die Frauen tun können
- Ungesunde Beziehungsmuster erkennen, analysieren und bewusst durchbrechen.
- Das eigene Selbstbewusstsein stärken.
- Nach Menschen mit Gemeinsamkeiten suchen.
- Beziehungswünsche von Anfang an kommunizieren.
- Realistische Erwartungen an potenzielle Partner stellen und Kompromissbereitschaft zeigen.
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